Wenn Andersdenkende zu Gegnern werden – Seite 1

Dieser Artikel stammt aus unserem Ressort X. Alle Texte und Schwerpunkte des Ressorts finden Sie hier.

Die deutschen Wissenschaftler Adrian Blattner und Jan Voelkel forschen an der Universität Stanford zu politischer Polarisierung. Hier schreiben sie, was Deutschland aus der internationalen Forschungsdebatte und der Situation in den USA lernen kann.  Adrian Blattner, einer der Autoren dieses Artikels, hat zudem gemeinsam mit Martin Koenen von der Universität Harvard das ZEIT-ONLINE-Projekt "Deutschland spricht" wissenschaftlich untersucht. Diese Untersuchung fand wissenschaftlich unabhängig und nicht im Auftrag von ZEIT ONLINE statt. Die Studie finden Sie hier.

Szenen aus Deutschland der vergangenen Jahre: Auf den Straßen stehen sich Klimaaktivisten und Autofahrer voller Wut gegenüber. Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrieren, zum Teil gewaltsam. Radikale und Rechtsextreme planen einen Sturz der Regierung und stürmen die Treppen des Reichstags.

"Die deutsche Gesellschaft ist gespalten" – seit Jahren ist diese Warnung zu hören, zuletzt von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der davor warnte, die politische Landschaft in Deutschland könne bald so aussehen wie in den USA, einem der polarisiertesten Länder der Welt. Vor allem der jüngste Umfrageerfolg der AfD befeuert eine öffentliche Debatte zur Frage, ob sich unsere Gesellschaft zunehmend in Lager spaltet. Aber ist diese These aus wissenschaftlicher Sicht haltbar? Wie gespalten ist Deutschland wirklich? 

Es kommt darauf an, was man unter Polarisierung versteht. 

Die Polarisierungsforschung kennt nicht nur eine Form der Polarisierung, sondern mehrere. Die bekannteste und in der Öffentlichkeit oft diskutierte Form ist die sogenannte ideologische Polarisierung: Zwei Lager entfernen sich in ihren Ansichten immer weiter voneinander. Ein Beispiel: Wenn in einer Gesellschaft die Hälfte der Wählenden offene Grenzen für Geflüchtete fordert und die andere Hälfte jegliche Einwanderung ablehnt, dann ist diese Gesellschaft in der Migrationsfrage stark ideologisch polarisiert. 

Eine solche Spaltung muss nicht problematisch sein. Jede Demokratie lebt vom Austausch diverser Meinungen. Zu einem Problem kann diese Polarisierung aber werden, wenn es über mehrere Themenbereiche hinweg keine Überschneidung mehr zwischen den politischen Lagern gibt. Wenn zum Beispiel in einem Lager nur noch Befürworter offener Grenzen, strikterer Corona-Maßnahmen und eines stärkeren Klimaschutzes gibt, während in dem anderen Lager nur noch die jeweiligen Gegenpositionen vertreten werden. 

Trifft das auf Deutschland zu? Die Politikwissenschaftler Simon Munzert und Paul Bauer haben das für die Jahre 1980 bis 2010 untersucht. Sie fanden heraus, dass die politische Lagerbildung in dieser Zeit sogar abgenommen hat. Was in den Jahren danach geschah, sagt ihre Studie zwar nicht. Mag sein, dass sich die Situation mit der sogenannten Flüchtlingskrise, der Corona-Pandemie oder im Zuge der Klimaproteste noch einmal verändert hat. Bis 2010 schien das Land aber sogar einiger zu sein als in den Achtzigerjahren.

Auch der Soziologe Steffen Mau hat 2022 in einer Studie die Einstellungen der Deutschen zu Migration, Homosexualität, Ungleichheit oder staatlicher Umverteilung untersucht. Sein Ergebnis: Bei fast all diesen Themen finde man keine Polarisierung. Es gebe zwar radikale Ränder. Die breite Mitte sei sich jedoch in Grundsatzfragen einig. Mau hält deshalb das Szenario der gespaltenen Gesellschaft für ein "Angstszenario". Hat Deutschland also in Wahrheit kein Problem mit Polarisierung? 

Wir denken, dass es so einfach nicht ist. Denn in der internationalen Forschungsdebatte spielt eine zweite Form der Polarisierung eine zunehmend wichtigere Rolle: die affektive Polarisierung. Sie beschreibt, wie sehr Menschen Gefühle der Abneigung und des Misstrauens gegenüber Gruppen entwickeln, die politisch anders denken als sie. Betrachtet wird also nicht, wie uneins eine Gesellschaft in einer politischen Frage ist, sondern wie sehr die Menschen andere Parteien, ihre Wählerinnen und ihre gewählten Vertreter ablehnen oder gar hassen. Wie sehr lehnen AfD-Wählerinnen die Grünen ab? Und wie groß ist die Ablehnung umkehrt?  

Diese sogenannte affektive Polarisierung hat sich in kaum einem Land der Welt so stark erhöht wie in den USA. Seit den Siebzigerjahren hat sie sich dort fast verdoppelt. Republikaner und Demokraten stehen sich so unversöhnlich gegenüber wie kaum zuvor in der Geschichte. Eine Studie der Ökonomen Levi Boxell, Matthew Gentzkow und Jesse Shapiro zeigt, dass auch in anderen Ländern Europas die affektive Polarisierung gestiegen ist, etwa in Frankreich, der Schweiz oder Dänemark.

Das hat drastische Auswirkungen auf den Alltag. Forscher der Universitäten Yale und Stanford werteten für eine Studie das Verhalten von US-Amerikanern auf Datingplattformen aus. Sie fanden heraus, dass Nutzer mögliche Partner, die eine andere Partei wählen, ähnlich stark ablehnen wie Partner mit einer anderen Hautfarbe oder einem anderen Bildungsabschluss. Jeder zweite Republikaner gibt zudem in Umfragen an, unglücklich zu sein, falls das eigene Kind einen Anhänger der Demokratischen Partei heiraten sollte. An Thanksgiving, einem der wichtigsten Feiertage in den USA, fallen die Feierlichkeiten in Familien mit unterschiedlicher politischer Gesinnung fast eine Stunde kürzer aus

In Deutschland steht die Forschung zu affektiver Polarisierung erst am Anfang. Der Sozialwissenschaftler Markus Wagner von der Universität Wien hat Meinungsumfragen aus über 50 Ländern ausgewertet, die zwischen 1996 und 2021 erhoben wurden. Diese zeigen, dass Deutschland in einem ähnlichen Maße polarisiert ist wie andere westliche Demokratien, etwa Frankreich oder Österreich. 

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine aktuelle Studie des Mercator Forums für Migration und Demokratie an der Technischen Universität Dresden. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich in Deutschland die Abneigung gegenüber Andersdenkenden bei kontroversen politischen Themen im europäischen Mittelfeld bewegt. Anders als in anderen europäischen Ländern, in denen politisch linksorientierte Gruppen oftmals stärker polarisiert sind als Rechte, ähnelt Deutschland eher den USA, wo Linke und Rechte in ähnlichem Maße polarisiert sind.

Die Messung in Deutschland wird dadurch erschwert, dass sich die Parteienlandschaft in den vergangenen Jahrzehnten stetig verändert hat. Unsere Analyse von Daten des monatlich erhobenen Politbarometers der Forschungsgruppe Wahlen legt nahe, dass diese Veränderungen der Parteienlandschaft eine wichtige Rolle für die Entwicklung der affektiven Polarisierung in Deutschland spielen. 

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

keine

1980

1985

1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und

negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

keine

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2010

2020

Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe

Wahlen

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und negativen

Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und

negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe

Wahlen

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und negativen

Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

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Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

keine

1980

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

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SPD und CDU/CSU

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Seit den Siebzigerjahren misst die Forschungsgruppe Wahlen, was die deutschen Wähler von der eigenen und anderen Parteien halten. Demnach hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Schere geöffnet. Während sich die positiven Bewertungen für die eigene Partei seit 1980 auf einem konstant hohen Niveau bewegen, stiegen die negativen Bewertungen der ideologisch am weitesten entfernten Partei im Bundestag. Seit den Achtzigerjahren hat sich der Wert der <span style="color:white;background-color:var(--parteien);padding:4px;border-radius:5px;font-weight:bold">affektiven Polarisierung</span> nach dieser Messung um mehr als 45 Prozent erhöht. In der gleichen Zeit rückten die Anhänger von <span style="color:#ffffff;background-color:#f84a5f;padding:4px;border-radius:5px;font-weight:bold;">SPD und CDU</span> emotional zusammen. 

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Neu im Bundestag:

Grüne

Linke

(als PDS)

Linke

(Wiedereinzug)

AfD

Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

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1985

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1995

2000

2005

2010

2015

2020

Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und

negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Neu im Bundestag:

Grüne

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Linke

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Parteien

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nur SPD und

CDU/CSU

keine

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2000

2010

2020

Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe

Wahlen

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und negativen

Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

Neu im Bundestag:

Grüne

AfD

Linke

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Alle

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nur SPD und

CDU/CSU

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2020

Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

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Grüne

Linke

(als PDS)

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nur

SPD und CDU/CSU

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2010

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

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Gefühlen für die eigene Partei und

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Grüne

AfD

Linke

(als PDS)

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nur SPD und

CDU/CSU

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe

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Gefühlen für die eigene Partei und negativen

Gefühlen für andere Parteien?

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Linke

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nur SPD und

CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

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Grüne

Linke

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nur

SPD und CDU/CSU

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

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Linke

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Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

keine

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1985

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Schaut man auf die Daten, sieht man, dass die politische Abneigung in mehreren Stufen mit dem Entstehen neuer Parteien wuchs. 1983 zogen die <span style="color:#ffffff;background-color:#5ba700;padding:4px;border-radius:5px;font-weight:bold;">Grünen</span> in den Bundestag ein, 1990 die <span style="color:#ffffff;background-color:#db33a9;padding:4px;border-radius:5px;font-weight:bold;">PDS und spätere Linkspartei</span>, 2017 die <span style="color:#ffffff;background-color:#37a7e4;padding:4px;border-radius:5px;font-weight:bold;">AfD</span>. Während also ein Teil der Gesellschaft positivere Gefühle für nahestehende Parteien entwickelte, stieg die Abneigung gegenüber politisch Andersdenkenden außerhalb dieses Spektrums. 

Polarisierung in Deutschland

Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

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AfD

Alle Parteien

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nur

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

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Gefühlen für die eigene Partei und

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Alle

Parteien

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nur SPD und

CDU/CSU

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Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und negativen

Gefühlen für andere Parteien?

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Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

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und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

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AfD

Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

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Gefühlen für die eigene Partei und

negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

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Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven

Gefühlen für die eigene Partei und negativen

Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

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Alle

Parteien

im Bundestag

nur SPD und

CDU/CSU

keine

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Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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stark

nur

AfD

Alle Parteien

im Bundestag

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

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Wie groß ist die Schere zwischen positiven Gefühlen für die eigene Partei

und negativen Gefühlen für andere Parteien?

Affektive Polarisierung

stark

nur

AfD

Alle Parteien

im Bundestag

nur

SPD und CDU/CSU

keine

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Die affektive Polarisierung berechnet sich aus der Differenz in der Bewertung zwischen der am positivsten und negativsten bewerteten Partei. Bei den Daten für die affektive Polarisierung zwischen SPD und CDU beschränkt sich die Berechnung auf die Befragten, die SPD oder CDU am positivsten bewertet haben, und deren Bewertung der SPD und CDU.

Quelle: Blattner/Voelkel, ZDF/Forschungsgruppe Wahlen

Jedes Mal, wenn eine neue Partei in den Bundestag gewählt wurde, stieg die affektive Polarisierung leicht an. Besonders deutlich war dieser Anstieg nach dem Einzug der <span style="color:#ffffff;background-color:#37a7e4;padding:4px;border-radius:5px;font-weight:bold;">AfD</span>.

Das ist also der etwas nuanciertere Befund, wenn man ideologische und affektive Polarisierung zusammen denkt. Es stimmt zwar: Die politische Mitte ist sich insgesamt einiger geworden, wenn es um die großen Fragen wie Ungleichheit oder Migration geht. Die Anhänger von Union oder SPD sind sich heute näher als früher. Aus diesem Grund attestieren Studien, die den Volksparteien ein höheres Gewicht beimessen, einen Rückgang der affektiven Polarisierung in Deutschland. Doch zwischen der politischen Mitte und dem Rand, aktuell vor allem zur AfD, gibt es wesentlich mehr negative Gefühle als früher. Hier hat sich die Gesellschaft tatsächlich gespalten.

Das schlägt sich mittlerweile auch in den sozialen Beziehungen in Deutschland nieder. Ein Forscherteam der Universitäten Harvard und Stanford (zu dem einer der Autoren dieses Artikels zählt) untersuchte im Bundestagswahljahr 2021 die Teilnehmerinnen der ZEIT-ONLINE-Initiative Deutschland spricht. Drei von vier Befragten gaben an, keinerlei Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitskollegen zu haben, die eine Partei unterstützen, die sie am meisten ablehnen. Besonders isoliert war in der Untersuchung die AfD. Rund 77 Prozent der Unterstützerinnen der Grünen und der AfD hatten keinerlei Kontakte zueinander. Zum Vergleich: Zwischen Grünen- und FDP-Unterstützerinnen betrug dieser Anteil nur ein Drittel. 

Dämonisierung Andersdenkender verhindern

Eine solche Abgrenzung kann schwerwiegende Folgen haben. In den USA hegen Republikaner und Demokraten inzwischen teils absurde Vorurteile gegenüber der jeweils anderen Seite. In einer 2018 veröffentlichten Studie gaben befragte Republikaner an, zu glauben, dass jeder dritte Demokrat schwul, lesbisch oder bisexuell sei. Demokraten wiederum glaubten, jeder dritte Republikaner verfüge über ein Jahreseinkommen von mehr als 250.000 US-Dollar. Die tatsächlichen Werte lagen zum Zeitpunkt der Umfrage bei lediglich sechs beziehungsweise zwei Prozent. Sowohl Demokraten als auch Republikaner überschätzen in Studien zudem die Bereitschaft der anderen Seite zu politischer Gewalt um mehr als 400 Prozent. Solche Vorurteile haben das Potenzial, die gegenseitige Abneigung zu verstärken, Konflikte zu eskalieren und die Bereitschaft zum Austausch zu verringern. Ein Teufelskreis.

Affektive Polarisierung hat noch weitere Folgen. Sie kann etwa dazu führen, dass Menschen im Wirtschaftsleben diskriminiert werden. Darauf deutet auch die oben genannte Studie unter Teilnehmenden von Deutschland spricht hin. Teil dieser Untersuchung war ein Spiel aus der Verhaltensökonomie: Jedem Teilnehmenden wurde ein Budget von 100 Euro zugewiesen. Das Geld konnten diese zwischen sich selbst und einem Partner aufteilen. Für den einen Teil der Befragten war der Partner ein Anhänger der eigenen, für die anderen Befragten ein Anhänger einer anderen Partei. Für die Befragten war ein ökonomischer Anreiz vorhanden, da die Entscheidung zwei zufällig gewählter Teilnehmenden dann tatsächlich umgesetzt wurde.

Das Verhalten der Teilnehmenden verdeutlicht das Ausmaß parteilicher Diskriminierung in Deutschland: Handelte es sich bei der zugewiesenen Person um einen Unterstützer einer nahestehenden Partei, teilten die Befragten durchschnittlich etwas mehr als 50 Euro, also mehr als die Hälfte ihres Budgets. Handelte es sich hingegen um Unterstützer der von ihnen am wenigsten bevorzugten Partei, teilten sie durchschnittlich weniger als 40 Euro. Der Unterschied von rund 25 Prozent ist vergleichbar mit Ergebnissen ähnlicher Studien aus den USA.

Auch der politische Raum verändert sich, wenn affektive Polarisierung zunimmt. US-amerikanische Forscherinnen argumentieren, dass Machtmissbrauch zunimmt, wenn die Ablehnung zwischen den Parteien wächst. Wer sein Gegenüber aus politischen Gründen hasst, ist eher bereit, seine Macht gegenüber der Person zu missbrauchen. Steigert sich die affektive Polarisierung immer weiter, kann sie zu politischem Extremismus führen. Studien zeigen zudem, dass polarisierte Gruppen an unterschiedliche Fakten glauben und somit teilweise in unterschiedlichen Welten leben. 

Ist eine solche Entwicklung auch in Deutschland zu erwarten? Dagegen spricht, dass das politische System in den USA anders funktioniert als in Deutschland. Während sich in den USA zwei Parteien gegenüberstehen, gibt es in Deutschland eine Mehrparteienlandschaft. In den USA verläuft der politische Graben quer durch die Gesellschaft. In Deutschland erwächst die affektive Polarisierung gegenüber mehreren, eher kleinen Parteien.  

Andererseits heißt das nicht, dass die Entwicklung ungefährlich ist. In aktuellen Umfragen liegt die AfD mit rund 20 Prozent vor der einstigen Volkspartei SPD. Das Ende der Volksparteien in Deutschland kann auch bedeuten, dass der Anteil der Parteien wächst, denen wiederum andere große Teile der Bevölkerung mit großer Abneigung gegenüberstehen. Auch deshalb lohnt es sich, die Mechanismen zu verstehen, die zu affektiver Polarisierung führen. 

In den USA haben drei Trends die Spaltung befördert.

Erstens: Die Wählerinnen und Wähler identifizieren sich heute weitaus stärker mit einer Partei als früher. Welche Partei man wählt, hängt zunehmend damit zusammen, wo man lebt und womit man sich identifiziert. Die Demokraten sind die Partei für die Städter und die People of Color. Die Republikaner sind die Partei der weißen Evangelikalen und so weiter. Diese Entwicklung vertieft den Graben zwischen den Parteien. Die Partei ist nicht nur politische Heimat, die Wahlentscheidung wird Teil der eigenen Identität.   

Der zweite Trend ist auf die Parteien selbst zurückzuführen. Große Teile der Parteieliten bedienen eine spaltende Rhetorik und greifen gezielt öffentlich andere Parteien und deren Wählerschaft an oder stellen sie als Gefahr für das Land dar. Das vergiftet das politische Klima. 

Der dritte Trend betrifft die Medien. Forscherinnen und Forscher argumentieren, dass die Einführung von privaten Nachrichtensendern mit starker politischer Gesinnung einen großen Beitrag zur Polarisierung des öffentlichen Diskurses geleistet hat. Umfragen zeigen, dass Demokraten und Republikaner inzwischen unterschiedliche Nachrichten konsumieren und den Nachrichtenquellen der jeweils anderen Seite misstrauen. Zwei Drittel der Republikaner geben heute an, politische Nachrichten auf Fox News zu schauen und diesen zu trauen. Unter Demokraten liegt der Anteil bei weniger als einem Viertel. Auch über die Rolle von sozialen Medien wird in den USA diskutiert, obwohl jüngste Untersuchungen zeigen, dass der Einfluss der Plattformen auf die Polarisierung sehr begrenzt sein dürfte. 

Auch hierzulande setzen sich die Wählerschaften zunehmend aus bestimmten demografischen Gruppen zusammen. Die Grünen erreichten zuletzt deutlich höhere Anteile an Zweitstimmen in den Städten (19 versus 12 Prozent), während die AfD deutlich bessere Ergebnisse in ländlichen Wahlkreisen und im Osten erzielte (12 versus 8 Prozent). Allerdings ist die Wählerschaft bei Weitem nicht so segregiert wie in den USA.

Auch die Polarisierung der Medienlandschaft ist in Deutschland nicht im selben Maße vorangeschritten. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind weithin akzeptiert. Die breite Mehrheit der Deutschen gibt in Umfragen an, regelmäßig Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zu konsumieren. Die Nachrichtensendungen Tagesschau und ZDF heute genießen das stärkste Vertrauen unter allen Nachrichtenangeboten in Deutschland.

Jedoch deuten Studien auch in Deutschland auf einen Rückgang des Vertrauens gegenüber Nachrichtenangeboten hin. Eine aktuelle Studie des Oxford Reuters Instituts zeigt, dass der Anteil von Befragten, die den meisten Nachrichten glauben, zwischen 2015 und 2023 von 60 auf 43 Prozent gesunken ist. In den USA liegt dieser Wert in diesem Jahr bei 32 Prozent. 

Was können wir also in Deutschland tun, um einen Anstieg der Polarisierung zu verhindern? Eine zentrale Aufgabe sollte sein, die Dämonisierung von politisch Andersdenkenden zu verhindern. Dafür kann die Politik einen rechtlichen Rahmen setzen, der traditionelle wie soziale Medien stärker in die Verantwortung nimmt, etwa um die Verbreitung von Falschmeldungen einzudämmen.

Staatliche Regulierung ist jedoch nur eine Möglichkeit, um die drohende affektive Polarisierung zu begrenzen. Auch zivilgesellschaftliche Organisationen leisten einen wichtigen Beitrag. Eine Reihe von Organisationen in den USA und in Deutschland wurden mit dem Ziel gegründet, Menschen mit unterschiedlichen politischen Überzeugungen zusammenzubringen, um über ihre Meinungsverschiedenheiten zu diskutieren und Brücken über politische Gräben hinweg zu schlagen. Dazu zählt auch die ZEIT-ONLINE-Initiative Deutschland sprichtUnsere Analyse der Aktion deutet darauf hin, dass solch ein Kontakt zwischen politischen Gegnern die affektive Polarisierung zumindest kurzfristig reduzieren kann.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist, die Reichweite sozialer Medien zu nutzen, um Vorurteile abzubauen und friedlichen Kontakt zwischen politisch Andersdenkenden sichtbarer zu machen. Im vergangenen Jahr reichten mehr als 400 Wissenschaftlerinnen aus 17 Ländern Ideen ein, wie man affektive Polarisierung bekämpfen kann. Ein Team aus Wissenschaftlern der Universität Stanford (zu dem einer der Autoren dieses Artikels zählt) untersuchte anschließend, welche dieser Ideen am meisten Erfolg hatte. Das Ergebnis: Am besten schnitt ein Werbespot für die Biermarke Heineken ab. Zuschauer, die den Werbespot gesehen hatten, in dem eine Gruppe von Briten und Britinnen erst gemeinsam mit Arbeitshandschuhen und Schraubenzieher eine Bar zusammenbauen und anschließend ihre politischen Unterschiede bei einem Bier diskutieren, waren anschließend deutlich weniger polarisiert als vorher.   

Nicht zuletzt erfordert eine erfolgreiche Antwort auf die drohende Spaltung der Gesellschaft eine Antwort auf individueller Ebene. Dazu gehört, Brücken im Privaten nicht einzureißen, sondern aufrechtzuerhalten. Sportvereine oder religiöse Einrichtungen können dabei eine wichtige Rolle spielen.

Noch hat sich die deutsche Gesellschaft nicht so weit segregiert, dass der in einer gesunden Demokratie notwendige Austausch zwischen den politischen Lagern ausbleibt. Und doch wäre es falsch, das Problem zu unterschätzen. Auch in Deutschland können politische Lagerbildung und polarisierende Medien die Gesellschaft zerteilen. Jetzt ist die Zeit, sich dagegen zu wenden.